Lesen


Was ist  Lesen? Ehrlich gesagt, kann ich mir mein Leben ohne Buch nicht vorstellen. Ich lese überall und bei verschiedenen Umständen. 

Deshalb ist das Lesen im Deutschunterricht auch sehr wichtig. 

Kinder haben ein ganz tolles Ritual. Wir setzen uns in einen Kreis, zünden eine schöne Laterne an und tauchen in die Welt der Fantasie und Magie...

 

   





 

Die kleine Raupe Nimmersatt

 


Die kleine Raupe Nimmersatt



Von Eric Carle          
Nachts, im Mondschein, lag auf einem Blatt ein kleines Ei.
Und als an einem schönen Sonntag Morgen die Sonne aufging, hell und warm,
da schlüpfte aus einem Ei- knack- eine kleine hungrige Raupe.
 Sie machte sich auf den Weg um Futter zu suchen.

 Am Montag fraß sie sich durch einen Apfel, aber satt war sie noch immer nicht.
 Am Dienstag fraß sie sich durch zwei Birnen, aber satt war sie noch immer nicht.
 Am Mittwoch fraß sie sich durch drei Pflaumen, aber satt war sie noch immer nicht.
 Am Donnerstag fraß sie sich durch vier Erdbeeren, aber satt war sie noch immer nicht.
 Am Freitag fraß sie sich durch fünf Apfelsinen, aber satt war sie noch immer nicht.
Am Sonnabend fraß sie sich durch ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel,  eine saure Gurke, eine Scheibe Käse, ein Stück Wurst, einen Lolli, ein Stück Früchtebrot, 13 ein Würstchen, ein Törtchen und ein Stück Melone. An diesem Abend hatte sie    Bauchschmerzen!
Der nächste Tag war wieder ein Sonntag. Die Raupe fraß sich durch ein grünes Blatt.
Es ging ihr  nun viel besser. Sie war nicht mehr hungrig, sie war richtig satt.
Und sie war auch nicht mehr klein, sie war groß und dick geworden.
Sie baute sich ein enges Haus, das man Kokon nennt, und blieb darin mehr als zwei Wochen lang.
  Dann knabberte sie ein Loch in den Kokon, zwängte sich nach draußen und….
 …war ein wunderschöner Schmetterling!

 

 

Niveau: Anfänger – Fortgeschrittene
Klanggeschichte: Prinzessin
Anfänger – Fortgeschrittene

Ziele:
  • aktiv zuhören
  • Wortschatz einprägen und festigen
  • Leseverstehen üben
  • Hauptideen markieren
  • Text kürzen
  • Märchenelemente erkennen
  • kreatives Schreiben

Dauer: 15 - 30 Minuten
Sozialformen:
·         im Plenum
·         Gruppenarbeit

Materialien: Rollenkarten mit Geräusch- und Bewegungsbeschreibung (Prinzessin  - Knicksen und bewunderndes Pfeifen; Prinz – „O weh, o weh!“ und Zittern; Drache – Schnauben und mit Flügeln flattern; Fluss – Arme wellenartig bewegen und Wassergluckern:„gluck, gluck, gluck“; Pferd – Wiehern und mit den Füßen stampfen)

Spielanleitung:
·         5-er Gruppen werden gebildet.
·         Der L teilt die Zettel mit Rollen aus.
·         Der L liest die Geschichte. Sobald die TN ihr Wort hören, stehen sie kurz auf und machen die verlangten Geräusche und Bewegungen.
·         Am Ende sollen die TN die Geschichte erzählen.
·         Danach sollen die TN in Gruppen eine ähnliche Geschichte verfassen.

Evaluation: Beobachtung, Selbstkorrektur, Partnerkorrektur

Weiterführende Aufgaben:
  • Markiert die Hauptideen. Kürzt das Kunstmärchen.
  • Was widerspricht dem Inhalt eines Volksmärchens?

Von der Prinzessin, die ausritt, den Drachen zu jagen

In einem fernen Königreich lebte eine wunderschöne Prinzessin. Sie hatte ein wunderschönes Pferd mit einer wunderschönen Mähne, wie sich das für eine Prinzessin so gehört. Die Prinzessin liebte es, mit ihrem Pferd auszureiten, besonders in der Nähe des Flusses, der durch das Königreich ihres Vaters floss. Am Fluss lebte nämlich der wunderschöne Prinz, der die Prinzessin einmal heiraten sollte.
Leider aber hatte dieses Königreich ein großes Problem. In einer Höhle auf dem Berg, auf dem das Schloss stand, lebte ein großer, alter Drache. Alle hatten Angst vor dem Drachen. Besonders der Prinz, der sich wegen des Drachens  weigerte, in das Schloss der Prinzessin zu ziehen. Immer wenn der Drache aus seiner Höhle kam um Futter zu suchen oder einfach im Fluss etwas schwimmen zu gehen, lag der Prinz mindestens eine Woche im Bett und zitterte so sehr, dass die Wände seines Palastes wackelten!
Als nach dem letzten Ausflug des Drachens der Prinz sogar zwei Wochen im Bett lag und ihm schon die Haare ausgingen, reichte es der Prinzessin. Sie sattelte ihr treues Pferd, ritt zum Palast am Fluss, verabschiedete sich vorsichtig – um den Prinzen nicht zu erschrecken – und ritt zur Drachenhöhle, um den Drachen zu verjagen.
Nach tagelangen Ritten – das Königreich ihres Vaters war doch größer, als sie angenommen hatte, kam sie endlich zur Spitze des Berges und zur Drachenhöhle. Von dieser Höhe hatte die Prinzessin eine wunderschöne Aussicht. Der Fluss glänzte in der Sonne uns man sah sogar ganz leicht die Wände des Palastes des Prinzen zittern.
Mutig und entschlossen betrat die Prinzessin die Drachenhöhle. In einer Ecke lagen abgenagt Knochen, in einer anderen eine große, alte Matratze. „Ich hab´s im Kreuz, weißt du!“ hörte sie eine knarrende Stimme hinter sich. „Das jahrhundertelange Liegen auf dem felsigen Boden hat meine Bandscheiben ruiniert. Auf der Matratze kann ich wenigstens etwas besser schlafen!“ Als die Prinzessin sich umdrehte, stand der Drache vor ihr! Er hatte ein riesiges Maul mit langen spitzen Zähnen, rot glühende Augen, gigantische Flügel und lange Krallen an seinen Pfoten. Aber besonders erschreckend war seine Größe! Die Prinzessin bekam schon Schmerzen im Genick, denn sie musste zum Drachen – hinunterschauen! Er reichte ihr gerade einmal bis zur Schulter! „Du bist ja so klein“, sagte sie. „Ich dachte, Drachen müssten größer sein!“ „Und ich dachte, derjenige, der mich jagen würde, müsste ein Prinz sein“, erwiderte der Drache. „So erlebt jeder seine Überraschungen!“ 
Daraufhin erklärte ihm die Prinzessin, warum der Prinz am Fluss geblieben war und nicht hier heroben den Drachen jagte. Als der kleine Drache hörte, dass jemand vor ihm solche Angst hatte, war er sehr stolz! „Ich habe ja immer gesagt, dass man nicht groß sein muss! Der Prinz ist groß und nicht halb so mutig wie ich!“ freute er sich.
Leider verging seine Freude sehr schnell als er erfuhr, dass er seine Höhle, den Fluss und das Königreich verlassen solle. „Ich könnte ja als Ersatzpferd arbeiten“, schlug er vor. Doch die Prinzessin glaubte nicht, dass der Prinz auf einem Drachen reiten würde, auch wenn er noch so klein wäre. „Vielleicht könntest du ja im Fluss leben“, überlegte sie. „Du könntest dort in Ruhe schwimme und von Zeit zu Zeit die Touristen erschrecken, das ist gut für den Fremdenverkehr!“
Leider war da noch das Problem mit dem überängstlichen Prinzen! „Ich will nicht, dass mein Prinz aus lauter Angst vor dir nur im Bett liegt und zittert und auch noch alle seine Haare verliert!“ sagte die Prinzessin. Daher beschloss sie, den Prinzen einer Schocktherapie zu unterziehen.
Ein paar Tage nach ihrer Rückkehr uns Schloss, sattelte die Prinzessin wieder ihr treues Pferd und ritt zum Fluss um den Prinzen zu besuchen. Sie wollte sich erkundigen, ob er ihr Geschenk bekommen hatte. Und tatsächlich, als sie zum Palast kam, wackelte der so stark, dass er auf beiden Seiten gestützt werden musste.  Der Grund dafür war der Drache, der frisch fröhlich im Fluss schwamm und dem Prinzen durch das Schlafzimmerfenster Kusshändchen zuwarf! So schlecht ging es dem Prinzen, dass er nicht einmal mehr essen und trinken konnte und er hatte alle Haare verloren!
So beschloss die Prinzessin, sich einen mutigeren Mann zu suchen und ritt auf ihrem Pferd weg. Damit der Prinz sich aber nicht dauernd vor dem Drachen fürchten musste, zog er ins Gebirge in die ehemalige Drachenhöhle und wurde der erste Einsiedler des Königreiches.
Der Drache lebt noch immer im Fluss und wenn die Prinzessin auf ihrem Pferd ausreitet, bläst er ihr zu Ehren einen großen Wasserstrahl in die Luft!
Obwohl manche ja behaupten, es gäbe den Drachen gar nicht………


 

Das Kutscherspiel

Durchführung:
4 Schüler sind die Pferde,4 Schüler die Räder,1 Schüler der König,1 Schüler die Königin, 1 Schüler der Kutscher , 1 Schüler die Kutsche. Zusätzlich zu den oben genannten 12 Figu-ren gibt es noch :Tiefer, dunkler Wald - eine Hälfte der Klasse; Stock und Stein –die andere Hälfte. Die Beteiligten werden laut Zufallsprinzip (Kärtchen) zum Mitmachen aufgefordert. Dann wird eine Geschichte vorgelesen, und jeder, dessen Name genannt wird,  muss jeweils bei Nennung eine Runde um einen Stuhl laufen/oder gewisse Bewegungen vollbringen /oder aufstehen und sich gleich darauf setzen.

Geschichte :   
 Es war einmal vor langer Zeit, da fuhr ein König mit seiner Königin in einer schönen Kutsche, gelenkt von seinem treuen Kutscher, mit vier stolzen Pferden über Stock und Stein durch einen tiefen, dunklen Wald. Der König vertraute seinem Kutscher, denn der Kutscher hatte die beiden schon immer wieder gesund und munter nach Hause in ihr stolzes Schloss gebracht. Deswegen hatte auch die Königin an diesem Nachmittag keine Angst, durch den tiefen, dunklen Wald zu fahren und eventuell von irgendwelchen Dieben überfallen zu werden.Die Sonne schien, ein laues Lüftchen wehte, die Räder klapperten über die Straβe, die Pferde schnaubten, und der Kutscher pfiff ein fröhliches Lied. Unerwartet jedoch zogen dunkle Wolken auf. Es fing an zu regnen, blitzte und donnerte, die Pferde wurden unruhig, und bei dem nassen Wetter blieben die Räder auch nicht mehr so gut auf der Straβe.Ganz plötzlich rumpelte die ganze Kutsche. Die Pferde scheuten und drohten über Stock und Stein durch den tiefen, dunklen Wald zu flüchten. Der König fragte besorgt: „Kutscher, Kutscher, mein lieber Kutscher, mein herzallerliebster Kutscher, was ist mit den Pferden los? Ist etwa das linke Hinterrad gebrochen, als du über Stock und Stein gefahren bist?". Darauf sagte der Kutscher zum König: „Nein, mein König, ich glaube eher es war das rechte Hinterrad. Ist mit der Königin alles in Ordnung?" Daraufhin sagte die Königin zum Kutscher: „Kutscher, Kutscher, mein lieber Kutscher, mein herzallerliebster Kutscher, für mich klang es eher so, als ob das linke und das rechte Vorderrad gebrochen sind. Ist denn mit den Pferden alles in Ordnung? Es wäre schade, wenn sie über Stock und Stein durch den tiefen, dunklen Wald fliehen würden." Der Kutscher sagte zur Königin: „Nein, die Pferde sind nur beunruhigt. Ich werde einmal von der Kutsche absteigen und die Pferde beruhigen." Der König sagte zu seinem Kutscher: „Kutscher, Kutscher, mein lieber Kutscher, mein Kutscher, pass auf, dass du dich nicht verletzt, indem du auf Stock und Stein nachsiehst." Der Kutscher sagte zum König: „Ich werde gleich nach den Rädern sehen und nachdem ich die Pferde beruhigt habe, nachsehen, ob die Kutsche noch intakt ist . "Der Kutscher stieg von seiner Kutsche und ging über Stock und Stein zu den Pferden und beruhigte die Pferde. Danach ging er um die Kutsche, kontrollierte das rechte Vorderrad, klopfte dann an das rechte Hinterrad, das linke Hinterrad und das linke Vorderrad und zum Schluss an die  Kutsche. Danach stieg er wieder auf die Kutsche und nahm die Zügel der Kutsche wieder in seine Hand.Der König sah seine Königin an und fragte dann den Kutscher: „Kutscher, Kutscher, mein lieber Kutscher, mein herzallerliebster Kutscher, welches von den Rädern war denn nun gebrochen?" Daraufhin sagte der Kutscher zum König: „Es war weder das rechte Vorderrad, noch das rechte Hinterrad, das linke Hinterrad und auch nicht das linke Vorderrad. Die Kutsche ist auch voll in Ordnung. Es war wahrscheinlich nur ein großer Ast, der gegen die Kutsche geflogen ist und damit die Pferde scheu gemacht hat." Die Königin sagte zum Kutscher: „Kutscher, Kutscher, mein lieber Kutscher, mein herzallerliebster Kutscher, dann können wir jetzt unbesorgt aus diesem tiefen, dunklen Wald heraus fahren und in unser Schloss zurückkehren?" Der Kutscher sagte zur Königin: „Aber ja, meine Königin. Wir sind bald sicher wieder zu Hause. Ich werde die Pferde jetzt über Stock und Stein jagen, damit wir diesen tiefen, dunklen Wald so bald wie möglich verlassen können."Der Kutscher trieb die Pferde an, knallte mit der Peitsche, die Kutsche rollte über Stock und Stein und fuhr bald aus dem tiefen, dunklen Wald auf den Hof des Schlosses. Der Kutscher stieg von der Kutsche, geleitete den König und die Königin aus der Kutsche, spannte die Pferde ab, klopfte noch einmal an das rechte und linke Vorderrad und kontrollierte das rechte und linke Hinterrad und ging dann in den Stall, um die Pferde zu versorgen. Der König und die Königin waren sehr zufrieden mit ihrem Kutscher. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben der König, die Königin, der Kutscher, die Pferde und die Kutsche auch heute noch in dem Schloss vor dem tiefen, dunklen Wald und fahren mit der Kutsche über Stock und Stein.


 

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 Журнал "Taxi" 

 

 

 

Martina Wiemers
Ein rotes Schokoladenherz



Der Mond konkuriert mit dem Glanz der Sterne.

Unser Geheimnis ist bei ihm sicher.

Bin glücklich.

Verführerisch klar und rätselhaft ist diese Nacht.

Dein Prinzenkuss weckt mich aus dem Dornröschenschlaf.

Zarte Berührungen, kundige Hände, treiben unsere Körper zum Höhepunkt.

Lassen für einen kurzen Augenblick die Zeit stillstehen.

Du und ich , sonst niemand und nicht`s.


Amseln begrüßen den Morgen,

locken mit ihrem Gesang die Sonne hervor.

Schenke dir zum Abschied ein rotes Schokoladenherz.

Wir lächeln uns an, ein letzter flüchtiger Kuß,ein Wort noch,ein Blick.

In meinem Herzen leuchten Wunderkerzen

und dann

lege ich weiße Schminke auf mein Gesicht.

Muß auch heute in aller Öffentlichkeit, lügenlächeln.






 

Der erste Schnee
 von Traudl Wirsing
Der erste Schnee
  
Lange haben die Kinder dieses Jahr auf Schnee warten müssen, aber
nun ist er endlich da. Wie eine dicke, flockige Decke liegt er auf
den Straßen. Die Hausdächer sehen aus, als hätten sie sich weiße,
funkelnde Mützen aufgesetzt und wie aus Zuckerguss geformt
hängen spitze Eiszapfen von den Dachrändern. Sogar die dünnen
Zaunpfosten tragen eine lustige Schneeperücke.
Schnell werden die Schlitten und Skier aus den Kellern geholt. Alle
freuen sich darauf, im watteweichen Schnee herumtoben zu dürfen.
Jetzt kann man endlich wieder eine Schneeballschlacht machen
oder sich eine tiefe Schneehöhle schaufeln.
Der kleine Philip will unbedingt einen riesengroßen Schneemann
im Garten bauen. Keuchend vor Anstrengung plagt er sich, den
Schneemannbauch zu einer runden Kugel zu formen. Das ist gar
nicht so leicht.
„Hilf mir, bitte!“, ruft er seinem Kindergarten-Freund Andi zu.
Gemeinsam rollen sie die immer dicker werdende Schneekugel
durch den Garten zur Terrasse.
„Ihr müsst den Schnee richtig festdrücken!“ Philips großer Bruder
Christian ist endlich fertig mit Hausaufgabenmachen und stürmt
begeistert in den Garten. „Aber ihr dürft nicht zu stark klopfen,
sonst fällt alles auseinander.“
Christian hat schon viele Schneemänner gebaut und kennt sich aus.
„Unser Schneemann muss der größte und schönste werden, den es
auf der ganzen Welt gibt!“
Andi´s Wangen glühen vor Begeisterung.
Philip hat sich von seiner Mama einen alten Hut, einen ganz langen
Schal und einen stoppeligen Besen geben lassen. Und wenn der
Schneemann fertig ist, wird er ihm mit einer knubbeligen Karotte,
zwei dunkelbraunen Kastanien und einer knallroten Peperoni ein
lustiges Gesicht machen.
„Achtung, zweite Kugel im Anmarsch!“, ächzt Andi. Er schleppt
eine riesengroße Schneekugel, die so schwer ist, dass seine Knie
zittern. Seine Arme schmerzen, aber nur noch ein paar Schritte,
dann hat er es geschafft.
Die Mutter von Philip und Christian wickelt bunte Lichterketten um
die kleinen Bäumchen, die vor der Terrasse gepflanzt sind.
Lächelnd beobachtet sie die Kinder.
„Das wird ja ein gewaltiger Schneemann!“ Die Mutter klatscht
begeistert in die Hände. Bereitwillig hilft sie den Kindern, die zwei
Schneekugeln übereinander zu setzen.
Andi muss sich schon ein wenig strecken, damit er die dritte und
kleinste Kugel obendrauf stecken kann.
Alle kichern. Christian hat dem Schneemannkopf lustige, weit
abstehende Ohren angedrückt.
"Wenn ihr hernach mit dem Schneemannbauen fertig seid, dann
gibt´s Tee und Lebkuchen im Wohnzimmer", verspricht die Mutter.
"Und Oma´s Weihnachtsplätzchen - mmhh!" Philip hüpft begeistert
von einem Bein auf das andere.
"Darf ich die Kerzen am Adventskranz anzünden?", fragt Andi
eifrig.
"Ja, natürlich", schmunzelt die Mutter." Und ihr dürft auch eine
Geschichte aus dem Weihnachtsbuch aussuchen, die ich euch dann
vorlesen werde."
"Ja, ja, jaa!" Die Buben strahlen um die Wette.
"Die Advents- und Weihnachtszeit ist doch wirklich die
allerschönste Zeit im ganzen Jahr!"
 

Das Märchen von dem guten Kartoffelkönig

Abb

Es war einmal eine große Kiste Kartoffeln. Die stand im Winter im Keller eines alten Hauses. Und prachtvolle Kartoffeln waren darin, eine war noch dicker als die andere.
Eines Tages aber, da rief es aus der Kartoffelkiste: „Ich will nicht geschält werden! Ich will auch nicht gekocht werden! Und gegessen werden will ich schon gar nicht! Denn ich bin der große Kartoffelkönig!"
Und das ist auch wahr gewesen. Denn mitten in der Kartoffelkiste hat der Kartoffelkönig gelegen. Der war so groß wie zwölf andere große Kartoffelkönige.
Da kam die Großmutter in den Keller, denn sie wollte ein Körbchen Kartoffeln holen. Die wollte sie schälen und zum Mittagessen mit Salz und Wasser kochen. Auch den Kartoffelkönig legte sie in ihr Körbchen und sagte: „Ei, das ist mal eine dicke Kartoffel!"
Aber als die Großmutter mit dem Körbchen aus dem Keller kam und über den Hof ging, da sprang der Kartoffelkönig hops - aus dem Körbchen und rollte so geschwind durch den Hof davon, dass die Großmutter nicht hinterher konnte.
„Ach", sagte sie, „ich will sie nur laufen lassen, die dicke Kartoffel. Vielleicht finden ein paar arme Kaninchen sie und fressen sich dick und satt daran."
Der große, dicke Kartoffelkönig aber rollte immer weiter.

Zuerst begegnete ihm der Igel und sagte zu ihm: „Halt, dicke Kartoffel, warte doch ein Weilchen, ich will dich zum Frühstück essen!"
„Nein, nein", rief der Kartoffelkönig. „Die Großmutter mit der Brille hat mich nicht gefangen, und du, Igel Stachelfell, kriegst mich auch nicht!"
Und eins, zwei, drei - rollte er weiter, bis in den Wald hinauf.

Da begegnete ihm das Wildschwein. „Halt, du prachtvolle, dicke Kartoffel", rief es. „Warte doch ein Weilchen, ich will dich geschwind fressen!"
„Nein", antwortete der Kartoffelkönig. „Die Großmutter mit der Brille hat mich nicht gefangen, Igel Stachelfell hat mich nicht gefangen, und du, Wildschwein Grunznickel, kriegst mich auch nicht!"
Und eins, zwei, drei - rollte er auch schon weiter durch den Wald.

Da begegnete ihm ein Hase, der rief: „Halt, du schöne dicke Kartoffel, warte doch ein Weilchen, ich will dich eben aufessen!"
„Nein", sagte der Kartoffelkönig. „Die Großmutter mit der Brille hat mich nicht gefangen, Igel Stachelfell hat mich nicht gefangen, Wildschwein Grunznickel hat mich nicht gefangen, und du Hase Langohr, kriegst mich auch nicht!"
Und ein, zwei, drei - rollte er weiter durch den Wald, der große Kartoffelkönig.

Da begegnete ihm die Hexe Tannenmütterchen, und sie sagte: „Halt, warte doch ein Weilchen, du leckerer Kartoffelkönig, ich will dich nur eben kochen und aufessen!"
„Nein", rief der Kartoffelkönig. „Die Großmutter mit der Brille hat mich nicht gefangen, Igel Stachelfell hat mich nicht gefangen, Wildschwein Grunznickel hat mich nicht gefangen, Hase Langohr hat mich nicht gefangen, und du, Hexe Tannenmütterchen, kriegst mich auch nicht!" Und eins, zwei, drei - rollte er weiter, der große Kartoffelkönig.

Da begegneten ihm zwei arme Kinder. Sie hatten großen Hunger und sagten: „Ach, was läuft denn da für eine dicke Kartoffel! Wenn wir die zu Hause hätten, dann könnte die Mutter uns einen großen Reibekuchen davon backen, und wir würden endlich wieder einmal richtig satt!"
Als das der Kartoffelkönig hörte, bekam er Mitleid. Er hielt mitten im Laufen ein, und hops - sprang er den armen Kindern ins Körbchen.
Und die Kinder bekamen mittags zu Hause einen dicken, fetten Reibekuchen. Ja, und das war das Ende des Kartoffelkönigs.
                                                                    ***

 


 

  Das Märchen von einem weißen Zebra. Ganz tolle und spannende Geschichte mir Aufgaben!!! 

Rosa Schweinchen Bobino

An meinem zehnten Geburtstag habe ich viele Freunde eingeladen.
Zehn Jahre!, dachte ich, ich bin ganz schön alt geworden, aber Pepe ist sogar noch zwei Jahre älter, das könnte man dann als steinalt bezeichnen.
Ich habe jeder Mege Geschenke bekommen. Ich freute mich, als hätte mich eine gute Fee verzaubert und an einen wunderschönen Ort geführt. Ich freute mich wirklich sehr an meinem Geburtstag, aber das schönste sollte noch kommen...
An diesem besonderen Tag schien die Sonne sehr kräftig und das Gras wuchs in einer intensiven grünen Farbe und war üppig und saftig, als plötzlich aus dem Nichts heraus etwas in der Luft schwebte...
Aber schwebte es wirklich, dieses Dingsda?
Nein, es flog, es hatte Flügel und es war rosa und ziemlich dick.
Was war das?
Es landete in meinem Garten und alle meine gute Freunde staunten und könnten Münder, die vor Überraschung offen waren, nicht mehr schließen.
" Hallo", begrüßte mich dieses merkwürdige Wesen.
Ich versuchte, ein Wort zu sagen, doch es kam kein Laut aus meiner Kehle heraus." Total schön hier" grinste das rosa Ding. Ich gab mir Mühe, nicht loszuschreien oder meine Eltern zu rufen. Stattdessen näherte ich mich dem Ding, um genau zu inspizieren, um was es sich handelte. Es hatte keine Angst von mir.
" Wer bist du"?, fragte ich es.
" Oh, entschuldige, wie dusselig von mir. Ich platze einfach in eine Party, ohne mich vorzustellem, Ich heiße Bobino, ich bin das Glückschweinchen.
" Kommst du aus Italien?"
"Italien? Parmaschinken?" Bei diesem Wort schüttelte sich das Glückschweinchen vor Ekel.
In der nächste Sekunde, als wäre nichts geschehen, lächelte es wieder glücklich.
" Ich komme daher, wo alle Glückschweinchen herkommen", sagte Bobino.
Ich sah das Glückschweinchen iritiert an.
" Willst du ein Limo?" fragte ich Bobino.
" Das ist eine wunderbare Idee! Es war nämlich eine lange Reise zu dir, weißt du, und da gerät man ganz schön aus dem Atem".
Ich dachte mir, bei der Fülle ist das auch kein Wunder, aber ich sagte nichts.
Bobino grinste breit und nahm einen großen Schluck Limonade.
" Wie herrlich, wieder mal auf der Erde zu sein", sage Bobino.
" Wie meinst du das?"
" Sagte ich wieder mal auf der Erde?" Bobino schaute mich an, als wüsste es tatsächich nicht, was es soeben gesagt hatte.
" Ja, genau das hast du gesagt." wollte mich dieses Wesen etwa für dumm verkaufen? Immerhin bin gerade zehn Jahre akt geworden und da möchte ich gefälligst ernst genommen werden!
Bobino piff heiter vor sich hin.
Ich musste mich zwicken: Ein rosa Schweinchen mit Flügeln saß in meinem Garten und pfiff!
" Bobino?", unterbrach ich das Glückschweinchen bei seinem Pfeifen.
" Ja, was gibt`s denn?", drehte sich Bobino zu mir herum und schaute mich mit großen Augen an.
" Was willst du eigentlich hier?"
" Oh, gut, dass du das ansprichst, das hätte ich ja beinahe vergessen, aber das passiert mir ständig, wenn ich zu einem kleinen Kind fliege".
" Ich bin kein kleines Kind!" widersprach ich ihm.
" Nein, natürlich nicht, verzeihe mir bitte", lächelte das Glückschweinchen.
" Was hattest du mich gefragt?" kratzte sich Bobino an seinem rosa Köpfchen.
" Warum du hier bist!" Hörte es mir nicht zu?
" Ja, jetzt habe ich es wieder." Es holte ein Kärtchen aus seiner Hüfte, was mich schon sehr wunderte, denn es hatte weder eine Jacke noch eine Hose an, aber das hier war ohnehin alles verwunderlich: ein rosa Schweinchen saß vor mir und redete mit mir!
Es nahm das Kärtchen, konzentrierte sich und las: " Du bist Paul Weber, stimmts?"
" Ja", antwortete ich , neugierig, was als Nächstes kommt.
Das Glückschweinchen nahm einen Schluck Limonade, räusperte sich und las weiter: "Nun ja", begann es, " hier steht geschrieben, dass du, wenn du in deinem Bett liegst, davon träumst, den Sternen nah zu sein."
Ich starrte Bobino an.
" Was ist den, Junge? Habe ich etwas Falsches gesagt?" Bobino schaute auf sein Kärtchen und las den Inhalt noch einmal durch, als wäre es sich nicht ganz sicher, ob es das Richtige war, was dem Jungen vorgelesen hatte.
" Woher weißt du das?", fragte ich Bobino verdattert. "Niemand weiß, was ich träume!"
Ich war entsetzt, denn niemand wusste von meinem Traum, nicht einmal meine Mutter! Und jetzt hatte das rosa Ding da meinen Traum auf seinem Kärtchen aufgeschrieben, mein Geheimnis war nicht mehr mein Geheimnis.
" Sei nicht traurig, außer uns weiß es niemand. Außerdem brauchst du dich nicht deines Traumes zu schämen. Jeder Traum, den ein Mädchen oder ein Junge hat, ist wunderbar."
" Aber Träume erfüllen sich nicht, sie bleiben immer Träume!"
" Da wäre ich mir nicht so sicher", sagte Bobino.
" So lange du mich an deiner Seite hast, wird dir das Glück hold sein", grinste das Glückschweinchen.
" Wie...?"
" Schließe einfach deine Augen."

" Paul! Paul! Wach auf!" Eine vertraute Stimme holte mich aus dem Schlaf.
" Du bist wieder eingeschlafen, so wird das nichts mit deinem Vorstellungsgespräch!" Meine Mutter sah mich an und lächelte. " Der große Tag ist da! Ich bin stolz auf dich , mein Sohn. Aus dir wird ein Astronaut, das hätte ich im Leben nicht gedacht! Mein Sohn-ein Astronaut!"
" Mutti, noch bin ich es nicht".
" Du wirst es! Errinere dich an das Glückschweinchen, von dem du mir als Zehnjähriger erzählt hast."
" Du meinst, als es mir gesagt hat, dass, solange es an meiner Seite ist, mir das Glück hold sein wird?"
" Ja, genau das meine ich".
" Mutti, das war eine kindliche Geschichte!"
" Papperlapapp, das ist mir schnuppe. Ich fühle es einfach, dass dein Traum in Erfüllung gehen wird."

Als ich schließlich zu den Sternen flog, ich hätte schwören können, dass ich ein dickes fliegendes rosa Ding gesehen habe.

 


 

    Heinrich Heine.

Der Fichtenbaum und die Palme

Ein Fichtenbaum steht einsam
Im Norden auf kahler Höh';
Ihn schläfert; mit weißer Decke
Umhüllen ihn Eis und Schnee.

Er träumt von einer Palme,
Die, fern im Morgenland,
Einsam und schweigend trauert
Auf brennender Felsenwand.

 

Erich Fried "Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte", Berlin 1996

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

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